This paper studies the causal factors that make the oil-state Venezuela, which is generally
characterized by a low level of violence, an outlier among the oil countries as a whole. It
applies a newly elaborated “context approach” that systematically considers domestic and
international contextual factors. To test the results of the systematic analysis, two periods
with a moderate increase in internal violence in Venezuela are subsequently analyzed, in
the second part of the paper, from a comparative‐historical perspective.
The findings demonstrate that oil, in interaction with fluctuating non‐resource‐specific
contextual conditions, has had ambiguous effects: On the one hand, oil has explicitly
served as a conflict‐reducing and partly democracy‐promoting factor, principally through
large‐scale socioeconomic redistribution, widespread clientelistic structures, and corruption.
On the other hand, oil has triggered violence—primarily through socioeconomic
causal mechanisms (central keywords: decline of oil abundance and resource management) and
secondarily through the long‐term degradation of political institutions. While clientelism
and corruption initially had a stabilizing effect, in the long run they exacerbated the delegitimization
of the traditional political elite. Another crucial finding is that the impact and
relative importance of oil with respect to the increase in violence seems to vary significantly
depending on the specific subtype of violence.
Erdol in Venezuela: Ausloser von Gewalt oder Stabilitatsfaktor?
Eine kontextsensible Analyse der ambivalenten Auswirkungen von
Ressourcenreichtum
Dieser Beitrag analysiert die Faktoren, die den Erdolexporteur Venezuela, der sich durch
ein grundsatzlich niedriges Gewaltniveau auszeichnet, zu einem abweichenden Fall innerhalb
der Debatte um die erhohte Gewaltwahrscheinlichkeit in Erdolstaaten machen.
Methodisch kommt ein neu erarbeiteter „Kontextansatz“ zur Anwendung, der den jeweiligen
Einfluss innerstaatlicher und internationaler Kontextfaktoren systematisch uberpruft.
Um die Befunde der systematischen Analyse zu verifizieren und zu erweitern, werden
im zweiten Teil des Papers in einer historisch‐vergleichenden Analyse zudem zwei
Phasen eines moderaten innerstaatlichen Gewaltanstiegs in Venezuela untersucht.
Die Ergebnisse zeigen, dass Erdol im jeweiligen Zusammenspiel mit unterschiedlichen
nicht‐ressourcenspezifischen Kontextfaktoren einen ambivalenten Einfluss ausuben kann:
auf der einen Seite hat Erdol in Venezuela – primar uber breit angelegte staatliche Verteilungspolitiken,
klientelistische Strukturen und Korruption– eindeutig als konfliktreduzierender
und teils auch demokratiefordernder Faktor gewirkt. Auf der anderen Seite hat
Erdol aber auch niedrigschwellige Gewalt gefordert; dies vor allem uber soziookonomische
Kausalmechanismen (Verfall der Erdolpreise und spezielles Ressourcenmanagement)
und nachrangig uber den langfristig verursachten Verfall politischer Institutionen. Wahrend
folglich Klientelismus und Korruption kurzfristig einen stabilisierenden Effekt hatten,
haben sie langfristig zur Delegitimierung der politischen Elite gefuhrt. Ein weiterer
zentraler Befund ist, dass der konkrete Einfluss des Erdols auf Gewalt je nach spezifischer
Form der Gewalt deutlich zu variieren scheint.